Von wegen, nix geschafft

Wieder geht ein Tag zu Ende. Es mag am winterlichen Grau liegen, das gefühlt seit einer Ewigkeit dicke Regenwolken schonungslos über die ganze Stadt verteilt. Meine Stimmung ähnelte den Farben draußen. „Wieder nix geschafft“, saust es mir durch den Kopf. Mich fragend „Warum?“ blicke ich auf den Tag zurück und gehe die Ereignisse durch:

1. In aller Herrgottsfrühe aufgestanden
2. Erste Waschmaschine angeschmissen
3. Zum Yoga geflitzt (Knoten in den Beinen und den Muskelkater meines Lebens kassiert)
4. Kurzes Café-Frühstücksdate mit meiner Zweiten Hälfte, um den Tag zu besprechen
5. Nach Hause geflitzt, zweite Runde Wäsche in die Waschmaschine
6. Berufliches dies & das wegsortiert, Emails gecheckt, Fachliches gelesen
7. Schnell zum Doc: Gesundheitscheck
8. Noch mehr Orgakram und Planung
9. Wäsche zusammengelegt
10. Quengeliges Kind von der Kita abgeholt
11. Mit dem müden Mini im Gepäck noch ein paar Einkäufe erledigt
12. Müdes Kind und Einkäufe nach Hause geschleppt
13. Erfolgreich aus dem „will aber noch Schokolade-Böckchen“ herausmanövriert
14. Dritte Waschrunde
15. Fange und Verstecken gespielt – und ein herzhaftes Lachen geschenkt bekommen
16. Tränenreiches „Ich bin müde und stehe mir selbst im Weg“-Böckchen überlebt
17. Abendbrot gemacht
18. Letzte Waschrunde des Tages
19. Minikind gebadet
20. Minikind ins Bett gebracht – noch ein schläfriges „Ich hab dich lieb, Mama“ erhascht
21. Wäsche zusammengelegt
22. Noch ein Tages-Update mit der Zweiten Hälfte
23. Kurz vor Mitternacht…. hundemüde ins Bett fallen

Sicher ist all das nicht weltbewegend und es gibt Menschen da draußen, die weit mehr an diesem Tag bewegt haben. Mein Dank all denen, die die Welt heute wieder ein wenig besser gemacht haben. Aber auch meine Welt sich heute etwas weiter bewegt – die Liste bezeugt es: von wegen, nix geschafft, von wegen Stillstand. Es war ein guter Tag – keine Frage. Klar, es gibt Tage, die sind aufregender. Es gibt aber auch Tage, da will scheinbar nix gelingen.

Die Moral dieser Geschichte? – Es ist ein Appell an die Güte und Achtsamkeit sich selbst gegenüber. Ja, ein geplanter Text sollte schon vor ein paar Tagen fertig sein und nähert sich nur langsam dem Finale. Was soll’s? Dann eben morgen. Oft bleibt für einen selbst unbemerkt, was man den ganzen Tag eigentlich von seinen To Do-Listen so weggerockt hat.

Gerade wenn einen mal wieder das Gefühl der Erschöpfung oder Motivationslosigkeit überkommt, kann es ratsam sein einmal innezuhalten und zurückzuschauen. Der Rückblick auf den Tag war heilsam. Mir die Liste an Ereignissen einmal zu verschriftlichen, tat gut. Es hat mich sogar überrascht, was davon ich erledigen konnte. Die trübe Stimmung ist wie weggeblasen. Darüber hinaus hat sie den Kopf frei gemacht – für neue Energie sowie to dos der kommenden Tage.

Mit einem rhetorischen Schulterklopfen verabschiede ich mich von meinen Schuldgefühlen. Möge der nächste Tag voller Tatkraft kommen.